Blut-Hirn Schranke

Die Blut-Hirn Schranke ist die letzte Bastion, bevor es für das Blut mit Sauerstoff und Nährstoffen im Gepäck ins Gehirn geht.

Warum gibt es nur an dieser Stelle eine unüberwindbare Schranke, könnte man sich fragen, denn sie ist einzigartig.

Dabei ist diese Frage eigentlich ganz einfach zu beantworten. Das Gehirn ist so ausgelegt, dass es quasi wie in der Autoindustrie von den Zulieferern »Just in Time« versorgt wird. Während sich die Einzelteile für unsere heiß geliebten Autos immer im Lkw auf der Straße befinden, wird im Gehirn quasi aus dem einzelnen Blutplättchen heraus ausgeliefert. Dazu benötig das Gehirn viel Sauerstoff. Es gibt im Gegensatz zu den anderen Organen des Körpers keine Reserve.

Wird also die Blutzufuhr und damit auch der Sauerstofftransport unterbrochen, können wir nur noch wenige Minuten am Leben bleiben.

Der Vorteil besteht in der überflüssigen Lagerhaltung für Nährstoffe. Hätten wir im Kopf noch einen Lagerplatz, würden wir wahrscheinlich durch dessen Gewicht vornüberfallen. Es gibt aber auch noch andere Gründe.

Unser Gehirn benötigt bei ca. 2% des Körpergewichts ungefähr 20 % der notwendigen Energie. Das ist gewaltig!

Wie kann man ein fein verästeltes riesiges Geflecht von Nervenzellen ständig mit Nährstoffen versorgen, während diese Nervenzellen in einem eigenen Transportsystem Informationen in einem komplexen riesigen Netz durch unser Gehirn leiten und von dort aus durch den gesamten Körper? Indem man mit dem Trick der Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr kleine Hochenergienervenzellen ständig auf Hochtouren hält.

Das ist sehr effektiv, aber auch sehr riskant. Staus oder Engpässe darf es nicht geben. Denn in diesem Fall gibt es keinen Plan B für eine alternative Versorgung.

Die Versorgungswege müssen exklusiv für bestimmte Stoffe offenbleiben. Da kommt die Blut-Hirn-Schranke ins Spiel. Es darf nichts  das fein austarierte Versorgungsnetz stören. Auch die Immunarmee muss draußen bleiben. Es ist viel zu wenig Platz im Blutsystem des Gehirns und ein Stau bedeutet den Zelltod. Genauso dürfen Eindringlinge das Gleichgewicht des Systems stören, also bleiben eben alle draußen.

Wir MSler haben das große Problem, so glaubt man jedenfalls, dass es Eindringlinge aus den eigenen Reihen irgendwie durch die Blut-Hirn-Schranke schaffen. Dort machen sie sich über das Myelin her. Der Feind ist also ein Doppelagent. Wie umgedrehte Spione sollen uns Leukozyten (weiße Blutkörper) aus der eigenen Immunabwehr attackieren. Die haben da nichts zu suchen. Mit irgendeinem unbekannten Trick sind sie aber durchgebrochen.

Unsere Mediziner haben noch keinen Weg durch die Blut-Hirn-Schranke gefunden, um den Eindringlingen dort den Garaus machen zu können.

Wenn wir uns das sensible Gefüge der Hirndurchblutung anschauen, sollten wir vielleicht froh sein, dass man bestimmte Schranken nicht überwinden kann.

Die moderne Medizin zettelt auf Mikroebene einen Krieg gegen alle möglichen Feinde an. Aber dazu an anderer Stelle mehr.