Underberger-Tretversuch

  1. Was ist das denn?

Es handelt sich um eine Variante des gern von Neurologen praktizierten Romberg-Stehversuchs. Er dient zur Überprüfung des Gleichgewichtsgefühls. Gleichgewichtsstörungen kommen sehr häufig im Rahmen eine MS irgendwann vor. Während Herr Romberg die Standfestigkeit untersuchte, hat Herr Underberger einen drauf gesetzt und lässt uns auf der Stelle marschieren.

Romberg setzte schon voraus, dass wir stehen können, für Underberger sollte man auch nicht zu spastische Beine haben. Ansonsten fällt man nämlich um, weil man die Beine verknotet und nicht, weil man ein Gleichgewichtsproblem hat.

Somit machen wir es kurz!

Underberger-Tretversuch ist bei MS nur selten sinnvoll. Er ist aber einfacher zu trainieren!

Wieso das denn?

Statische, also bewegungslose Anspannung ist für einen MS-Betroffenen schwieriger, als herumzustolpern. Mit Gehen hat das zwar meistens wenig zutun, aber man kann sich vorwärts bewegen. Je schneller man das schafft, umso weniger benötigt man das Gleichgewicht.

Einige von uns können besser joggen als gehen. Und wackelfrei stehen, geht gar nicht mehr.

 

  1. Zauberkunst, Lüge oder was?

Wir möchten euch ein Beispiel nennen. Es ist meine persönliche Erfahrung und als solche auch rein subjektiv von euch zu betrachten.

Nehmen wir einmal an ihr könnt mittlerweile auf einer freien Fläche, ohne Punkte an denen man sich festhalten kann, nicht mehr frei stehen. Eure Hände sind spastisch, der Finger-Finger Versuch geht mehr schlecht als recht. Ihr könnt einen Schlüssel in der Hosentasche nicht von einem Bonbon unterscheiden.

Nun seht ihr im Fernsehen zufällig auf einem Sportkanal Darts. Menschen schaffen es spitze Pfeile aus 2,75m Entfernung in eine ganz kleines Feld zu werfen und das immer wieder. »Ihr sagt euch: »Das will ich auch!«

Quatsch? Nein!

Es dauerte ein Jahr bevor die ersten drei Pfeile das erste mal gemeinsam in einem großen Feld steckten. Die Würfe wurden aus dem Rollstuhl gemacht. Ein weiteres verging, bis die Würfe kontrollierter wurden und mittlerweile im Stehen mit einem Stock ausgeführt werden konnten. Hier ist zu erwähnen, dass ein Trainingspartner bereit war auch stundenlang Darts in der Woche zu spielen und die Darts aus dem Board zog, da die knapp 3 Meter zur wand nicht machbar waren.

Das dritte Jahr sollte nun ohne Stock mit Bauchgurt zu eurem ersten sogenannten 180er geführt haben. Drei Darts in einem winzigen Feld die »Tripple Zwanzig«, geworfen mit einer Hand, die die Darts nicht spürt, einem Arm, der beim Finger-Nase Versuch konsequent durchfällt. An der Stelle, an der der Übende seit drei Jahren täglich steht, bringt er die Körperspannung auf die Dartscheibe zu treffen, wie ein guter, gesunder Hobbyspieler nach 6 Monaten.

Wunder? Nein!

Endlose Wiederholungen, Ehrgeiz und Geduld. Das sind die Essenzen. Das kann jeder!

Wer nun loslegen will, dem sei Elektrodarts empfohlen, wenn die Wand, an der das Board hängt, nicht renoviert werden soll, bevor sich ein Erfolg einstellt.

 

  1. Tipps zur Vorsicht!

Ein gutes Verhältnis zum Neurologen ist von großem Wert, wenn ihr den Romberg-Test aus Forschungsgründen heraus so antrainiert habt, dass ihr ihn im Behandlungszimmer, wie ein Kunststück vorführen könnt.

Jede Kleinigkeit kann das Antrainierte im wahrsten Sinne des Wortes zu Fall bringen. Also, keine Experimente im Straßenverkehr, an Bordsteinkanten oder in Einkaufszentren.

Euer Neurologe kann durch standardisierte neurologische Tests zu völlig falschen Ergebnissen kommen.

Fortschritte in im Bereich unserer Symptome funktionieren am Besten, wenn ihr euch ein Training sucht, das euch richtig Spaß bereitet.

Keine Hemmungen vor komplexen Bewegungsabläufen haben!

Es funktioniert immer nur eingeschränkt unter Trainingsbedingungen! Das solltet ihr bedenken. Dennoch ist die gesamte Situation so Stück für Stück verbesserbar.