Babinski-Reflex

  1. Was ist das denn?

Der Babinski-Reflex oder das Babinski-Zeichen hat eigentlich nur für euren behandelnden Neurologen eine Bedeutung. Im Kapitel über Pyramidenbahnzeichen haben wir erläutert, wo unsere krankheitsbedingten motorischen Probleme ihren Ursprung haben.

Eine Methode, herauszufinden was da los ist im zentralen Nervensystem, beschreibt der Babinski-Reflex.

 

  1. Wie funktioniert der Reflex?

Wenn euer Neurologe seinen weißen Kittel anhat, hat er praktisch alle Diagnoseinstrumente im Kittel. Dazu gehört ein kleiner Reflexhammer, mit dem gern mal auf das Knie eingeschlagen wird. Natürlich ganz sanft! Wenn das Bein im Sitzen locker über der Behandlungsliege hängt, sollte sich nach einem Schlag der Unterschenkel leicht nach oben bewegen. Ist der Reflex zu stark, schnellt das Bein nach oben und verharrt womöglich in einer Streckspastik, einer durchaus schmerzhaften Position.

Ist der Reflex zu gering, passiert gar nichts und der Neurologe arbeitet sich mit seinem Hämmerchen an der Reflexzone ab, bis er irgendwann aufgibt. Gern wird zwischendurch nachgefragt, ob etwas passiert, obwohl nichts passiert. Der Reflexhammer hat einen Stiel, der häufig etwas Spitz zuläuft. Diese Seite eignet sich gut dazu, den Babinski-Reflex auszulösen. Herr Babinski, ein polnisch-französischer Neurologe, ist dafür ursächlich, dass wir beim Neurologen Schuhe und Socken ausziehen müssen, wenn eine Untersuchung ansteht.

Dann kratzt der Neurologe unter der Fußsohle. Wenn dann der große Zeh nach oben zeigt und die restlichen Zehen in die andere Richtung weisen, haben wir das krankhafte Zeichen, das wir nach dem Säuglingsalter nicht mehr haben sollten.

Im Gegensatz zum Kniereflex, der ganz normal ist, ist es der Babinski-Reflex ganz und gar nicht.

Bei Babys kann man den Reflex beobachten, wenn man an die Füße fast. Da der Mensch, wenn er älter wird, diesen Reflex nicht mehr zeigt, hat Herr Babinski daraus ein Diagnose-Kriterium gemacht.

 

  1. Und was bringt mir das?

Nix! Jedenfalls dann nicht, wenn man die Diagnose „Multiple Sklerose“ bereits gesichert ist. Die genannten Phänomene sind lediglich  deutliche Zeichen für motorische Fehlleitungen. Obwohl der Neurologe nun nicht ein Medikament aus dem Kittel zaubert, das uns verschrieben wird und alles wird wieder gut, solltet ihr trotzdem wissen, was da gemacht wird. Das gibt uns Sicherheit im Umgang mit der medizinischen Zunft. Jedoch sollten wir nicht in Panik verfallen, wenn die Zehen ihre merkwürdige Reaktion zeigen. Denn über die Schwere einer Beeinträchtigung oder ob sie bleibend sein wird, kann man mit diesem Test keine Aussage treffen. Zur Beurteilung eines Krankheitsverlaufs ist aber ganz gut. Häufig treten einige messbare Auffälligkeiten erst im späteren Verlauf der Erkrankung auf.

 

  1. Funktioniert das immer?

Nein! Sollte eure Fußsohle taub sein, kann der Neurologe dort kratzen, bis die Haut runter ist und es passiert nichts. Es macht deshalb Sinn, euren Neurologen darauf aufmerksam zu machen, dass ihr quasi kein Gefühl in der Fußsohle habt. Ein etwas übereifriger Neurologe könnte sich sonst  zu intensiv mit euren Fußsohlen beschäftigen. Das Gleiche gilt übrigens für den Kniereflex. Auch hier ist es eure Aufgabe darauf hinzuweisen, dass man nicht draufhauen muss, um das Bein explosionsartig nach oben schnellen oder umgekehrt schlapp hängen zu lassen.  Dabei ist es unerheblich, wie oft der Hammer auf das Knie geschlagen wird.

Andersherum verhält es sich genauso. Wenn ihr wisst, dass euer großer Zeh beim Testen des Babinski-Reflexes in einen schmerzhaften Krampfzutand verfällt, dann könnt ihr das dem Neurologen ruhig mitteilen. Damit testet ihr auch gleich,  was ihr von eurem Vertrauensverhältnis zu eurem Neurologen halten dürft. Kratzt er freudig erregt weiter, habt ihr nicht nur ein positives Babinski-Zeichen und einen schmerzhaften Krampf, sondern auch Redebedarf mit eurem behandelnden Arzt.