Natalizuma
[1]Gleich eines vorweg. Als man die Möglichkeiten eines Wirkstoffs entdeckte, der die bösen Teile des eigenen Immunsystems, die wild gewordenen Leukozyten, am Eindringen ins Gehirn durch die Blut-Hirn-Schranke hindern konnte, glaubte man, es sei der ganz große Wurf gelungen. Natalizumab hieß das Wundermedikament, wobei »zumab« als entscheidende Endung bedeutet, dass es sich um einen Stoff handelt, der nur eine (monoklonal) Eigenschaft der Zellen hemmt.
Wenn uns schon Antikörper jeder Art umbringen, müssen die was draufhaben. Also bauen sich Mediziner ihre eigene Armee aus guten Antikörpern. Natalizumab ist ein guter monoklonaler Antikörper. Ihr seht, wenn uns jemand ans Bein pinkeln will (MS) reagieren wir mit Krieg!
Ob diese treuen Vasallen wirklich wissen, dass sie nur Gutes tun dürfen, klärte sich schon nach kürzester Zeit. So fein, wie sie doch dafür sorgen sollten, dass die bösen Doppelagenten getötet werden, greifen die schon mal daneben. Wie im richtigen Makrokrieg eben.
Hätte es nicht sofort eine häufig tödlich verlaufende Komplikation „PML (Progressive multifokale Leukenzephalopathie)“ gegeben, hätte man vielleicht heute schon diese Behandlungsart als frühe Basistherapie etabliert.
Was heißt das nun? Ganz einfach. Es werden nicht nur Doppelagenten erlegt, sondern es treten auch Kollateralschäden auf, bei denen viele, viele „Gute“ dran glauben müssen.
Und es gibt natürlich nicht nur eine Sorte böser Teilnehmer in unserem Blutkreislauf. Da tummeln sich ganze Heerscharen von Bakterien, Viren und weiß der Kuckuck noch alles. Das sind alles eigenständige Teilnehmer am Leben auf dem Planeten Erde, die in Symbiose mit uns existieren.